Der Traum vom eigenen Ferienhaus in IstrienZum ersten Mal habe ich 1983 Urlaub in Jugoslawien gemacht, damals noch unter politisch vollkommen anderen Voraussetzungen und mit Mangelversorgung vor allem im gastronomischen Bereich , doch die wunderschönen alten Städte entlang der Küste habe mich schon damals in ihren Bann gezogen, ebenso wie das kristallklare Wasser.
Seitdem waren wir immer wieder mal dort und konnten das Aufblühen Kroatiens nach dem Zerfall Jugoslawiens miterleben. Eine Befreiung auf allen Ebenen - für die Bevölkerung, das Land , die Gastronomie, die Wirtschaft und den Tourismus. Zum Glück haben sich die guten, schönen Dinge erhalten. Traditionen und Handwerk werden gepflegt und geben dem Land seinen ganz besonderen Charme. Der Weinbau, die Olivenhaine und das fantastische Olivenöl, die Trüffel , die intakte Natur und die freundlichen Menschen machen insbesondre Istrien zu einem außergewöhnlich schönen Fleckchen Erde.
So fantasierten wir 2006 zum ersten Mal von einer Immobilie in Istrien. Luftschlösser bauen kostet bekanntlich ja nichts. Richtig angefangen uns nach einem geeigneten Grundstück oder noch besser nach einem alten Steinhaus umzusehen, haben wir 2010. Und wir mussten viele Frösche küssen, bis wir fündig wurden…
Zunächst wollten wir in die Gegend rund um Grožnjan. Etliche Grundstücke haben wir uns angesehen, viele Makler kennengelernt, mussten aber bald feststellen, dass wir ohne echte fachliche Beratung nicht weiterkommen. Das kroatische Baurecht ist kompliziert. Baugrund muss direkten Zugang zu einer Straße haben, als „Ausländer“ durften wir damals keinen landwirtschaftlichen Grund erwerben, nur reines Bauland. Liegen Strom und Wasser in der Nähe? Wie ist die Nachbarschaft? Das tollste Grundstück nützt einem nichts, wenn direkt daneben alte Autos vor sich hin rosten oder die eingesperrten Hunde Tag und Nacht nur bellen….
Verkäufer versuchten uns Grundstücke anzudrehen, die bauliche Vorschriften gar nicht erfüllen konnten. Eine ehemalige Mülldeponie, hübsch überwachsen und in malerischer Lage war auch dabei, ebenso ein wunderschön gelegenes kleines Baugrundstück auf einem Hügel, umgeben vom 50.000 m² Land ohne Zuweg zu irgendeiner Straße – leider auch nichts für uns. Mittlerweile hatten wir viel angesehen, geprüft und eine kroatische GmbH (d.o.o.) gegründet, einen Anwalt verpflichtet, einen Landvermesser und einen Ingenieur, der die Bebaubarkeit für uns prüfte.
Endlich 2012 entdeckten wir bei einem Makler in Buzet das Angebot einer alten Ruine oberhalb der Stadt. Der Preis war ok, Wasser- und Stromanschluss vorhanden, das Grundstück bereits umzäunt. Der Makler hatte noch einige weitere Grundstücke, die unsere Mindestkriterien erfüllten und so machten wir einen Termin aus. Es war Februar oder März - wenn einem das Grundstück im Winter gefällt, muss es im Sommer perfekt sein, war die Devise.
So trafen wir uns im Büro des Maklers und fuhren gemeinsam zuerst auf das Grundstück oberhalb von Buzet. Wir waren sofort begeistert, sagten die weitern Besichtigungen bei dem Makler ab und wurden schnell handelseinig mit den Verkäufern.
Die Lage oberhalb der Stadt Buzet mit Blick ins Tal der Mirna und auf das Ćićarija-Gebirge ist einmalig. Auf dem Grundstück sah man die Überreste eines alten, kleinen, istrischen Stein-Bauernhauses, das so um die Zeit von 1850 entstanden sein dürfte. Angeblich war es bis in die 1940er-Jahre noch bewohnt gewesen. Die vier Außenwände und der Kamin standen noch, die für Istrien typische Außentreppe war erhalten. Das Dach längst eingestürzt. Zusammengehalten wurde das Ganze von einem mächtigen Efeu.
Einen Steinwurf entfernt konnte man die Mauerreste einer alten Stallung erahnen, auch diese vollkommen überwuchert. Aber wir konnten uns sofort vorstellen, etwas daraus zu machen. Die Gebäude lagen auch nicht direkt an der Straße, sondern sind über einen ca. 150 m langen Zuweg auf eigenem Grund zu erreichen, so dass die Privatsphäre gewahrt bleibt und das Grundstück von der Straße nicht eingesehen werden kann. Ohnehin ist die Straße nur von Anwohnern befahren – gerade mal eine Handvoll Häuser finden sich noch im weiteren, oberen Verlauf der kleinen, schmalen Straße..
Unser Haus, unser Grundstück war gefunden, gekauft und nun sollte es losgehen. Durch Zufall, nämlich die Besichtigung eines Hauses, das uns auch sehr gefallen hatte, aber aufgrund der ungeklärten Eigentumsverhältnisse des Grundstückes nicht für uns in Frage kam, wurden wir auf das Bauingenieur- und Architektenbüro NOVING in Novigrad aufmerksam. Zu unserer Überraschung und Freude sprach die Architekten Carla Sučić Deutsch – sie hatte in Siegen studiert. Nach einem gemeinsamen Termin auf dem Grundstück präsentiert sie uns ihren Entwurf als Modell. Ausgesägt aus farbigem Kunststoff stand unser Haus in winzig klein vor uns und wir waren von dem Entwurf sofort begeistert. Die beiden alten Hausbestandteile sollten in ihrer ursprünglichen Form und Größe das Istrische repräsentieren und mit einem ganz modernen Teil aus Beton und Glas zusammengefügt werden.
Die Detailplanung wurde gemacht, beim Bauamt eingereicht und dann begann ein langes Warten. Ende 2014 wurde das Baurecht in Kroatien reformiert und die Behörden mussten sich erst mit den neuen Vorschriften vertraut machen. Das dauerte. Und der zuständige Bauamtsvertreter in Buzet war nun auch nicht gerade für seine Entschlossenheit und Aufgeschlossenheit bekannt. Zum Glück hatten wir aber im Bürgermeister von Buzet einen Verbündeten – ihm gefiel das Projekt und so wurden uns zumindest keine Steine in den Weg gelegt. Das heißt aber nicht, dass alles Behördliche reibungslos ablief. Die Zuwegung zum Grundstück stellte dann doch noch ein Problem dar, weil der Zuweg auf dem eigenen Grundstück zum Haus im Grundbuch zwar als Weg eingetragen war, im Kataster jedoch nicht. Unser Vermesser Ivan Sučić verlor jedoch nicht die Geduld und irgendwann war auch diese Hürde genommen.
Der Bau konnte beginnen. Die beiden alten Ruinen bzw. Mauerreste wurden komplett abgetragen, es blieben nur Steinhaufen, die für die Außenverkleidung der Wohntrakte wieder Verwendung finden sollten.
Mit GRADE PROJEKT, dem Bauunternehmer, haben wir die richtige Wahl getroffen. Vanja Šverko führte die Mitarbeiter seine Firma durch die lange Phase des Baus, wir bekamen alles aus einer Hand
schlüsselfertig. Vor Ort hatte Valdi Skrinjar als Bauleiter das Sagen. Die hervorragenden Handwerker bearbeiteten jeden Stein einzeln, bis alles passte.
Die Ausführung entspricht deutschem Standard und es kamen auch überwiegend deutsche Bauprodukte zum Einsatz. Da wir nicht immer vor Ort sein konnten, um den Bauverlauf zu kontrollieren, engagierten wir Martin Metz, einen Badenser, den wir ebenfalls mal bei Besichtigung eines Objekts, das im Bau war, zufällig kennenlernten und der sich in Istrien niedergelassen hat und die Bauüberwachung für deutsche und österreichische Bauherren übernimmt.
Unser Team war handverlesen, perfekt und arbeitete konstruktiv und respektvoll miteinander.
So oft wir konnten, besuchten wir die Baustelle und verfolgten den Baufortschritt. Bei jedem Besuch bekam der Bau mehr Ähnlichkeit mit dem Modell das so genau unseren Vorstellungen entsprochen hatte.
Im Herbst 2016 war das Haus soweit fertig und eingerichtet, dass wir zu zweit schon einmal probewohnen konnten.
Die endgültige Fertigstellung mit Pool und der Garten rund ums Haus erfolgte im Frühjahr 2017. Damit einher ging dann auch die Inspektion der Tourismusbehörde, die die Kategorisierung von Ferienhäusern vornimmt. Eine Dame und ein Herr nahmen sich viel Zeit, besichtigen das ganze Haus, machten Notizen, stellten Fragen und wir wurden immer nervöser. Nach Stunden setzten wir uns im Wohnzimmer zusammen und der Herr übernahm das Reden mit unheilvoller Stimme. Uns wurde immer mulmiger – gab es doch etwas zu beanstanden, fehlte etwas, gefiel das Konzept nicht – wir wollten mindestens 4 – besser noch 5 Sterne…
Doch dann Erleichterung: Wenn es 6 Sterne gäbe, hätten wir sie bekommen, doch mehr als 5 sind nicht zu vergeben. Wir jubelten – erst innerlich und nachdem die Behördenvertreter uns verlassen hatten, auch laut. Jetzt war alles komplett, das Haus fertig und wir konnten uns um Vermietung, Marketing etc. kümmern.
Am 19. Mai 2017 haben wir mit Nachbarn, dem Bauteam, der Architektin, dem Bürgermeister, Freunden und Bekannten bei herrlichem Wetter ein unvergessliches Einweihungsfest gefeiert. Seit Frühjahr 2017 steht das Haus auch Mietern für einen unvergleichlichen Urlaub in herrlicher, ruhiger und schöner Lage zur Verfügung.
Wir möchten allen Beteligten an dieser Stelle herzlich für den reibungslosen Bauablauf danken:
Immobilienmakler: Vlatko Mrvoš, PROAGENT
Grundstücksprüfung: Mauro Ivancic, Buzet
Rechtsberatung: Rechtsanwalt Savin Vaic, Rijeka
Architektenbüro: dipl. ing. arh. Carla Sučić, NOVING, Novigrad
Bauleitung: mag. ing. aedif. Valdi Škrinjar
Landvermessung: ipl. ing. geod. Ivan Sučić, Novigrad
Bauüberwachung: Martin Metz, Opratalje
Bauunternehmen: dipl. ing. arh. Vanja Šverko, GRADE PROJEKT, Novigrad
Steuerberatung: Histria Accounting, Davor Lacák